Botschafter des Menschseins

Das Menschensinfonie-orchester muss erhalten bleiben

BOTSCHAFTER DES MENSCHSEINS

Das Menschensinfonieorchester, kurz MSO genannt, hat seit seiner Gründung 2001 schon viel erlebt. Am 5. Februar 2017 haben ihm die Fotografin Francesca Magistro und der Filmemacher Geremia Carrara nun gar eine Ausstellung gewidmet – „Die Materie der Welt“ – und zeigen dort Fotos und Filme , die die Arbeit und den Alltag des MSO illustrieren. Die Ausstellungseröffnung war gut besucht und das MSO spielte alte, wie auch neue Titel aus seinem Repertoire. Francesca Magistro hat ihren italienischen Landsmann, den Orchesterleiter Alessandro Palmitessa, vor ungefähr zwei Jahren kennengelernt. „Das MSO ist ein gutes Beispiel für das Zusammenstehen. Für mich ist es eine schlaue Art, Leute zu integrieren, die Spaß macht und professionell ist,“ erzählt sie. „Die Ausstellung soll mithelfen, dass das Orchester mehr Aufmerksamkeit bekommt und weiterspielen kann,“ wünscht sie sich, denn die Finanzlage ist prekär.

Michael Horbach gehört zu den sehr betuchten Bürgern Kölns und unterstützt ausgewählte Kunstprojekte. Er hat einen der Ausstellungsräume der Michael-Horbach-Stiftung zur Verfügung gestellt, parallel zu anderen sehr interessanten Projekten. „Ich unterstütze damit das MSO, weil die gute Musik machen und ein lebendiges, tolles Orchester sind. Allein schon wegen der Lebensgeschichten der Musiker und Musikerinnen, die teilweise sehr beeindruckend sind,“ erklärt Horbach.

Das MSO begann 2001 mit der Idee, Musiker:innen mit und ohne Wohnsitz zusammen zu bringen, was sich dann aber schnell erweiterte. Ein drogenabhängiger Mann, den alle nur Frosch nannten, wurde zum Leadsänger und Texter, dessen balladenartige vertonte Wortgemälde auch nach seinem Tod vom MSO noch manchmal aufgeführt werden. Es kamen Menschen mit Handicaps dazu, wie der blinde Berufsmusiker und Saxofonist Feri oder der geistig behinderte Percussionist Marcel, der sehr gut zurecht kommt und so klug ist, sich Hilfe zu holen, wenn er sie braucht. Die meisten suchen wohl Gemeinschaft und einfach eine Möglichkeit, Musik zu machen egal, woher sie kommen und welcher Ethnie sie angehören.

Michael Horbach meint: „Es ist bewundernswert, was die Musik schafft und auch was jeder einzelne schafft.“ Horbach unterstützt gerne Projekte: „Ich freue mich, wenn ich anderen helfen kann. Dadurch kann ich ihnen Teilhabe ermöglichen, an der Gesellschaft und am Leben. Für mich ist das eine gute Investition. Ich nenne das soziale Rendite in Form von Glück“.

Pfarrer Hans Mörtter hat das MSO seinerzeit an der Lutherkirche mitgegründet. Er freut sich, dass Michael Horbach den Raum zur Verfügung gestellt hat und ist beeindruckt von den Arbeiten von Francesca Magistro und Geremia Carrara. „Die sind aus dem Leben herausgegriffen und zeigen die Persönlichkeiten der einzelnen Mitglieder“. Umso bedauerlicher wäre es, wenn die Arbeit nicht fortgeführt werden könnte. „Die Finanzierung des MSO war nie leicht, aber so hart an der Grenze waren wir noch nie“, bedauert Mörtter und ist auf Sponsorensuche. Die Lutherkirche und ihr kultureller Förderverein Südstadt Leben stellen den Probenraum, ihr Personal und ihre sonstigen Ressourcen dem MSO schon seit jeher frei zur Verfügung und trotzdem sind die Kosten ganz erheblich. Das MSO braucht alles Mögliche an Material, teilweise sogar Instrumente. „Trotz der Vielfalt an Persönlichkeiten im Orchester haben wir keinen Reichen dabei“, scherzt Mörtter. Dann wird er wieder ernst. „Die Technik ist teuer, seien es Mikrofone, Notenständer und vieles andere. Das Mischpult ist uralt und ziemlich hinüber, nur noch eine Krücke. Alessandro investiert als Orchesterleiter so viel Zeit, dass er ein Honorar bekommen muss. – Alles in allem brauchen wir rund 20.000 Euro im Jahr für das Nötigste. Da können wir noch keine großen Sprünge machen.“

Doch Hans Mörtter gibt nicht auf, „weil das MSO einfach ein Querschnitt durch unsere Gesellschaft ist. Behinderte, Durchschnittsbürger, viele Frauen, jede/r von ihnen ein Botschafter des Menschseins. Sie beweisen, dass wir miteinander etwas auf die Beine stellen können, auch bei extremer Unterschiedlichkeit und das wollen wir auf jeden Fall erhalten, sind aber auf Hilfe angewiesen.“
Text und Fotos: Helga Fitzner

Der kulturelle Förderverein der Lutherkirche hat für das MSO ein eigenes Konto eingerichtet:

SPENDENKONTO:
Südstadt-Leben e.V.
IBAN DE18 3506 0190 10 134 76 051