Das Bergische Land machte seinem Namen alle Ehre. Nachdem wir das Kölner Stadtgebiet verlassen hatten, wurde es immer grüner und hügeliger. Einige waren mit ihren Autos schon vorgefahren und Pfarrerin Anna Quaas kutschierte den Rest der Teilnehmenden mit einem Kleinbus couragiert und sicher durch die engen und kurvigen Straßen, die uns zum Klefhof führten. Gleich nach dem Aussteigen kamen wir an einer Weide mit Ostfriesischen Milchschafen vorbei, die gemeinsam mit ein paar Ziegen im Schatten chillten. Die Lämmer waren schon mächtig gewachsen. Oben am Haus angekommen, erklärte die Bio-Bäuerin Katrin Ivanov den Kindern ein paar wichtige Sachen im Umgang mit den Tieren. Kreischen, Laufen, heftige Bewegungen können die Tiere erschrecken, und auf der Weide muss man aufpassen, wo man hintritt. Dann durften die Hofhunde Oskar und Paula zu uns und es war eine Freude, wie schnell da Freundschaft geschlossen wurde. Die Hunde sind Besucher:innen gewöhnt und insbesondere Paula ist ein ausgesprochener Schmusehund.
Das Ehepaar Ivanov, das den Hof seit 2007 betreibt, hält von den verschiedenen Tieren nur eine relativ geringe Anzahl. Das Tierwohl steht bei den beiden ökologischen Agrarwissenschaftlern an oberster Stelle und das merkt man. Wir durften zu einer Ziege, die erst vor zwei Tagen zwei Geißlein geboren hatte. Die ließ sich gerne streicheln und war so mit Menschen vertraut, dass wir auch ihre Kleinen liebkosen konnten. „Aber nicht auf den Arm nehmen“, erinnerte Katrin Ivanov die Kinder noch einmal. Die Tiere sollen mit ihren Beinen auf dem Boden bleiben. Bis auf die Hunde und Katzen sind es alles Nutztiere. - Dann ging es weiter zum Hühnergehege. Der Hausherr heißt Heribert, gehört zur Rasse Brahma, und ist eine Schönheit. Das Geflügel vom Klefhof gehört zu den Zweinutzungs-Rassen. Das mag überraschen, denn es ist vielen nicht bekannt, dass es die fast nicht mehr gibt. Es ist mittlerweile leider die Regel, dass Rassen nur zum Legen und andere Rassen nur zum Fleischkonsum gehalten werden. Deswegen ist es so wichtig, dass die natürlichen Rassen erhalten bzw. zurückgezüchtet werden, die Eier produzieren können und dann noch für den Verzehr geeignet sind, wie es eigentlich normal sein sollte.
Die Ferkel kommen zu den Ivanovs, wenn sie zehn Wochen alt sind und werden dort aufgezogen – nicht gemästet – bis sie ihr Schlachtgewicht erreicht haben. Schweine sind sehr aktive Tiere und die vom Klefhof haben mit ihrem Rüssel die ganze große Wiese umgegraben. „Schweine sind sehr reinlich“, erklärt Katrin Ivanov. An den Stellen, wo es noch grün ist, fressen sie nicht, weil sie dort ihr Geschäft verrichten. Als sie die Schweine dann auf die Wiese holt, ist das schon ein wenig beängstigend. Die sind schon ganz schön groß und kommen mit Karacho angestürmt. Die verschmusten Borstentiere stupsen die Menschen auch schon mal an und fordern ihre Streicheleinheiten ein. Pfarrerin Anna Quaas hatte genau zugehört. Wenn man die Schweine am Bauch krault, legen die sich hin und lassen sich genüsslich den Bauch massieren. Es gibt eine kleine Tränke mit Wasser. Dort können sich die Schweine nass machen und am Boden suhlen. „Das machen die zum Schutz vor Sonnenbrand und Insektenstichen“, erfahren wir.
Es dauert eine Weile, bis wir uns von den zärtlichen Rüsseltieren losreißen können, aber allmählich haben wir Hunger bekommen und es ist Zeit für unser Picknick. Die Ivanovs haben Wasser und Tassen bereit gestellt und dann werden die mitgebrachten Speisen ausgepackt und geteilt. Viel Obst, Kuchen, ein Glas Oliven und anderes machen die Runde. Prädikantin Alida Pisu sitzt glücklich und zufrieden auf der Bank. Sie hat vor rund einem halben Jahr begonnen, den Gottesdienst und den Ausflug zu organisieren. Nun hat alles gut geklappt und auch die Sonne strahlt vom Himmel. Pfarrerin Anna Quaas, die den Thementag mitgestaltete, schwebte immer noch im Schweineglück, wir waren aber alle begeistert von den Borstentieren.
Es waren auch ernste Themen wie die Massentierhaltung behandelt worden. Das ist eine Tortur für die Tiere. Aufs Schlachten angesprochen, erklärte Frau Ivanov, wie das z. B. bei den Schweinen abläuft. Es ist meistens Herr Ivanov, der jeweils vier der Schweine zu einem Metzger bringt, der sie schlachtet. Für die abenteuerlustigen Schweine ist der Ausflug zuerst spannend, meistens schlafen sie auf der Fahrt aber ein. Nach dem Ausladen machen sie es sich erst einmal bequem. Wenn der Metzger dann das erste Schwein betäubt, bekommen die anderen das gar nicht richtig mit und bleiben ruhig liegen. Das ist für die Qualität des Fleisches sehr wichtig, denn so werden keine Stresshormone ausgeschüttet. Über eins muss man sich im Klaren sein, die Nutztiere werden zur Schlachtung gehalten. Katrin Ivanov sagte, dass die Bio-Bauern darauf angewiesen sind, dass ihre Produkte gekauft werden, denn nur dann können sie auf ihre tiergerechte und ökologische Weise weitermachen.
Leider bekommen wir die Rinder nicht zu sehen, die auf einer abgelegeneren Wiese weiden. Es handelt sich bei ihnen um Glanrinder, die ruhig und zahm sind, richtige Familientiere. Die sind vom Aussterben bedroht. "Wir züchten die, damit die am Ende nicht nur noch im Zoo überleben", erklärt Katrin Ivanov.
Die beiden Esel Sancho und Marie haben sich in den schattigen Wald zurückgezogen. Da Katrin Ivanov frisches Wasser mitgebracht hat, kommen sie dann doch irgendwann. Die Grautiere erfüllen eine wichtige Aufgabe. Die Wiesen werden nacheinander von verschiedenen Tiergruppen abgegrast, die anspruchsvollen zuerst, die genügsamen später. Danach ist die Wiese, die von den Eseln zum Schluss abgeweidet wird, voll von Parasiten. Im Gegensatz zu den anderen Tieren sind diese Parasiten aber für die Esel nicht schädlich und sterben ab. So wird die Wiese und damit die Tiere auf natürliche Weise gesund gehalten.
Am Abend machte sich die Gruppe auf den Heimweg, etwas müde vielleicht, aber glücklich. Viele von uns werden die Bilder von den zufriedenen Tieren im Herzen behalten. Wenn man diese mit Videos aus Anlagen der Massentierhaltung vergleicht, ist es vielleicht nicht mehr möglich, diese Tierquälerei zu unterstützen, indem man billiges Fleisch kauft. Auf dem Klefhof haben wir Wertschätzung und Dankbarkeit für die Schöpfung erleben können.
Text: Helga Fitzner