Tom ist in der Nacht auf den 27. September 2014 im Mildred-Scheel-Haus gestorben, wohin er am 24. September umgezogen war. Einen Tag nach seinem 57sten Geburtstag. Wir verlieren an der Lutherkirche einen einzigartigen kostbaren Menschen. Seit 1988 ist er mit uns verbunden. Kennengelernt habe ich ihn in seinem erfolgreichen Kampf um soziales selbstverwaltetes Wohnen im Kartäuserwall. Ohne Tom würde es diesen besonderen Ort nicht geben. In den 90er Jahren bot Tom jeden Sonntag Kindergottesdienst an, weil es sonst niemanden gab. Er liebte „seine Kinder“ und sie liebten ihn.
Einige Jahre war er Presbyter unserer Evangelischen Gemeinde Köln. Unvergessen ist für mich seine erste Sitzung, als so mancher im Großpresbyterium etwas fassungslos war, dass Tom in seiner ganz eigenen Kleidung und seiner Art zu reden, ehrwürdiger Presbyter für die Lutherkirche war. Sie haben sich schnell an ihn gewöhnt. Na ja, und manchmal war Tom eben auch ganz eigen. Da ließ er sich nicht von seiner Position abbringen, was dazu führte, dass ein paar Jahre Funkstille zwischen ihm und mir herrschte, er sich ganz zurückzog. Auf Dauer aber ging das nicht. Das Natürlichste von der Welt war es, dass er einfach wieder auftauchte. Sofort tauchte er wieder ganz ein – übernahm Verantwortung und wurde schnell zu unserem Küster – eigentlich war das eine Hausmeisterstelle.
Tom hatte immer alles im Blick, sah weit voraus, organisierte, experimentierte, zimmerte herum. Und wenn es immer wieder bei uns brannte, kleine und größere Katastrophen, Tom war sofort zur Stelle, besah sich die Lage und rettete uns immer aus dem Schlamassel heraus. Tom, d. h. übersetzt: Mit ihm kann nichts schiefgehen und für unlösbare Situationen findet er eine Lösung. Ich habe wie viele bei uns Tom nicht nur geschätzt, sondern ihn unendlich gemocht.
Am 26. September 2014 erlebten wir im Kloster Maria Laach den Guss unserer drei neuen Bronzeglocken. Als die goldfarbene Bronze in die Form der zweiten Glocke floss, spürte ich plötzlich Tom ganz nah – da lag er schon im Sterben. Ein unglaublich intensiver Augenblick, der mir sehr nah ging. Und sofort war für mich klar, diese Glocke ist die Tom-Glocke und sie wird für die Unvergänglichkeit läuten.
Tom wollte, dass wir nicht traurig sind und ein Fest feiern – aber heulen musste ich doch.
Hans Mörtter
Tom Koch vor einigen Jahren - immer aktiv, immer verlässlich, Foto: Helga Fitzner