Ausstellung vom 19. Oktober bis zum 10. November 2013
Eine weibliche Figur, deren Körper zu großen Teilen mit einer Pigmentfarbe (Caput Mortuum) benetzt ist, geht langsam an einer weißen Wandfläche vorbei, berührt sie dabei tastend. Der Körper hinterlässt Spuren der Farbe, als Körpergeste, - Malerei oder Schrift. Es wird nicht klar, an wen Geste und Spur adressiert sind. Der Moment, der mich bei dieser Arbeit interessiert, ist da, wo Körper und Sprache noch ganz nah beieinander sind, wo der Sinn gerade erst beginnt, sich aus dem Körper zu reißen. Das, was später in die Sprache eingehen wird, ist hier gemeint, als unbeachteter körperlicher Anteil. Das, was vielleicht überhört wird und unerhört bleibt.
Im Video sind durch Überlagerungen von Filmspuren die Bewegung und Abdrücke des Körpers vervielfältigt, so dass die Spuren wie Ebbe und Flut im Film insistieren können. Die Videobearbeitung von Performances ist für mich eine Art individuelles Aufzeichnungssystem, so als würde ich erst nachträglich die Partitur einer Arbeit anlegen können.
Der Titel »was ich in etwa zu dir sprach« verweist auf eine fragile und tastende Suchbewegung zweier Künstler nach einer möglichen Form und Sprache eines gemeinsamen Ausstellungsprojektes. Die Suche geht, wie der Titel es sagt, von einem immer schon vergangenen gemeinsamen Anknüpfungspunkt aus, einem sich in den Löchern und Rissen des letzten gemeinsamen Sprechens, der letzten gemeinsamen Zusammenarbeit verlierenden (Flucht-)Punktes. Von diesem in etwa, dieser Unbestimmtheit aus, muss weitergearbeitet und weitergesprochen werden.
Dieses Fragen, das von einer notwendig verfehlten Begegnung ausgeht, suchen die Texte, Videos, Tonaufnahmen und Bilder von Karin Schlechter und Klaus Findl zu treffen und zu präzisieren. Kann von hier aus eine gemeinsame Produktionsstätte geschaffen werden, die sich auf eine kontingente Zukunft hin öffnet?
Karin Schlechter arbeitet primär mit Video- und Audioinstallationen, in denen die Darstellung von existentiell aufgeladenen Bildspuren eine Bewegung erzeugt, in der Bilder ständig erschaffen und wieder entzogen werden. Hinter jedem Bild liegt ein neues Bild, und durch Vervielfältigung und Videoschnitte ergibt sich eine sich unaufhörlich verschiebende Bewegung. Strukturell analog ist dieser Bewegung jener Körper, der im selben Augenblick bei sich und doch schon ein anderer
geworden ist.
Klaus Findl nähert sich der Fragestellung u. a. mit gestischen, schwarz-weißen Ölbildern, die einen vorsprachlichen, stummen Kern eines jeden Bildes direkt zu fassen versuchen und zugleich eine direkte Bedeutung verweigern. Sie präsentieren nichts als den Entzug der Repräsentation und oszillieren in dieser Aporie. Die Bilder werden so zu gleichzeitig hermetischen und offenen Wunden. Die performativ angelegten Arbeiten, deren Form zueinander sich durch mehrere Monate in tastender Abhängigkeit voneinander gebildet hat, werden zu Resten und Spuren der Suchbewegung. So stellen sie vielleicht auch die Unmöglichkeit einer Ausstellung aus. Sie öffnen sich für einen Dialog miteinander, in welchem sie sich auf eine verletzliche Weise einander aussetzen und aufeinander einlassen.
Karin Schlechter
geboren 1963, Studium in Köln, lebt und arbeitet in Köln. Raum- und Videoinstallation, Performances. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern anderer Sparten. Theaterarbeit, Textveröffentlichungen, Lehrtätigkeit. Diverse Einzelausstellungen und Kunstprojekte, zuletzt Kunstverein Bad Godesberg (2011), Stadtmuseum Beckum (2012) und Galerie am Brüsseler Platz, Köln (2013). Gründungsmitglied von textura Freud-Lacan-Gruppe Köln. Gründung der Schule des Begehrens in Köln.
Klaus Findl
geboren 1968 in Frankfurt/Main, studierte Theater-Regie an der Hochschule für bildende Künste und der Theaterakademie Hamburg bei Jürgen Flimm. Arbeit als Regisseur und Autor. Seit 2000 Zeichnung, Malerei und Installationen, zuletzt: Galerie am Brüsseler Platz, Köln (2013). Diverse Einzel- und Gruppenausstellungen. Vorträge, Texte und Diskussionsveranstaltungen zu Kunst, Film, Theater und Psychoanalyse. Lebt in Köln.