Salbungsgottesdienst

Denn Gott ist niemals weit weg

Bei der Salbung sollen die Menschen berührt werden, damit Gott spürbar wird mitten unter uns. Ein- bis zweimal im Jahr zelebriert die Lutherkirche das urchristliche Ritual der Salbung, um Gott auf diese Weise wirken zu lassen.

Dazu setzt sich das Gemeindeglied auf einen Stuhl. Ein Team von drei Personen umringt den Salbungsempfänger. Zwei davon stehen hinter ihm/ihr und berühren leicht die Schultern. So entsteht eine gewisse Geborgenheit, wenn die dritte Person das Salböl auf Stirn und Handflächen verteilt und dabei Segensworte ausspricht. Durch die individuelle Zuwendung wird die Salbung zu einer ganz persönlichen, manchmal sehr tiefen Erfahrung, besonders wenn der Salbende unseren Namen kennt und ausspricht. Bei dieser Zeremonie steht aber keineswegs das Salbungsteam im Vordergrund, vielmehr sind sie nur das Instrument, durch das die göttliche Gnade wirken kann.

Es werden keine vorgefertigten Formeln benutzt, und wenn die Salbenden sich so weit wie möglich zurücknehmen, können bewegende und stärkende Worte herausfließen. Denn die mögliche heilende Wirkung geht ja von Gott aus und hängt von der inneren Bereitschaft des Gesalbten ab.

Salbungen waren zu Zeiten Jesu eine durchaus übliche Praxis. In der Bibel finden wir etliche Anspielungen darauf, so unter Jakobus 5, 13 – 15: „Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Ist jemand unter euch krank; der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben.“

Heute steht meistens die Krankensalbung und die letzte Ölung im Vordergrund. Bei uns werden aber auch Gesunde gesalbt. Es geht in erster Linie darum, die Nähe Gottes zu spüren. Denn Gott ist niemals weit weg. Den müssen wir nicht erst in der Ferne suchen. Der steht direkt vor unserem Herzen und wartet darauf, dass wir es ihm öffnen.

Bei den Salbungsgottesdiensten der Lutherkirche spielt die Intensität der begleitenden Musik eine wesentliche Rolle. Die Musik ist nicht nur Kulisse, sie verschönert und intensiviert das Erleben der Salbung erheblich. Deshalb gibt es auch immer Solo-Gesang, der wesentlicher Bestandteil des Rituals ist. Mit von der Partie ist natürlich auch immer unser Kirchenmusiker Thomas Frerichs.

Während der Zeremonie herrscht meist eine Art meditatives Schweigen. Es entsteht eine Atmosphäre, die man mit dem altmodischen Begriff Andacht wohl am besten beschreiben kann. Im geringsten Fall entwickelt sich bei der Salbung ein wohliges Gefühl, das aus der ungeteilten Aufmerksamkeit für uns entsteht. Es gibt aber auch viele, die tief berührt sind.