"kunst im turm" der Lutherkirche
"GOD IS DEAD IS LAM"

Bilder & Textbilder & Morde  -  von Michael Hooymann

Ausstellung 21. Oktober bis 13. November 2016

„GOD IS DEAD IS LAM“ nennt Michael Hooymann diese Ausstellung mit grafischen Arbeiten. Die Exponate simulieren die Illustration von Schallplattenhüllen, d.h. von Cover für LP-Taschen aus Pappe und für Plastikhüllen für CDs, oder auch fiktive Konzertplakate. Es sind Satiren, bei denen der Künstler Medienbilder als Ausgangspunkt nimmt: das Material stammt aus Anwerbefilmen und Bekennervideos von Dschihadisten, zumeist der Terrormilizen des Islamischen Staates (IS). Deren Propaganda wird hier künstlerisch umgedeutet – zu einer Gegenpropaganda im Sinne der Aufklärung, im Sinne von Menschlichkeit.

Das höchst perfide inszenierte Ausgangsmaterial stammt von Leuten, die den Westen und seine Kultur zutiefst hassen, die sich aber paradoxerweise bei ihrem Propagandakrieg einer Stilistik bedienen, die ganz offensichtlich von der Filmindustrie und den Videospielen der westlichen Kultur vorgeprägt ist.

Hooymann greift künstlerisch solche Originalmotive auf und präsentiert sie in dieser Ausstellung ohne eine nachträgliche inhaltliche Veränderung, d.h. ohne collagierende Eingriffe, allenfalls farblich variiert und in der grafischen Umsetzung durch harte Kontraste und klare Konturen pointiert, wie man dies aus der Ästhetik der Pop Art kennt.

Mit der Schockwirkung, die ihre Bilder beim Betrachter hervor rufen sollen, erhoffen sich die Fanatiker eine Einschüchterung durch Provokation. Hooymann entlarvt diese Strategie der Propaganda und der psychologischen Kriegsführung, und er fragt zugleich nach den politischen und wirtschaftlichen Ursachen, die zu einer Radikalisierung und zu deren Eskalation In Gewalt-Exzessen führen – in den Banlieus von Paris, den Vororten von Brüssel und auch in der deutschen Provinz. Es sind Versäumnisse in der Integrationspolitik, Waffenhandel, geostrategische Interessen der großen Ölkonzerne, deren Spiegelbild auf der heutigen Weltbühne dann autokratische Politiker sind, die wie Pop Stars auftreten, hasserfüllte Prediger, machtbewusste Wardlords und deren kampfbereite Anhänger.

In den Satiren von Michael Hooymann wird nicht mit Schrecken Scherz getrieben – den Schrecken verbreiten die anderen.

Text und Fotos: Michael Hooymann / Hermann Vogel