Der Abend begann mit Wilfried Hillers »Ijob«. In sieben Bildern wird die Geschichte eines Mannes heraufbeschworen, der alles verliert, weil Gott seinen Glauben prüfen will. Das Monodram liefert ein musikalisches Zeugnis von Ausweglosigkeit und Verzweiflung, aber auch der Hoffnung und des Vertrauens auf Gott…
Im zweiten Teil interpretiert Mariana Sadovska ukraninische archaische Gesänge.
Statt erschreckende Zahlen sprachen wir die Namen der Ertrunkenen, trauerten gemeinsam und gaben die Seelen der Toten frei.
Teil I: Aufführung von "Ijob" in der Inszenierung der Oper Köln
Monodram für Tenor, eine Schauspielerin, einen Vorleser, Schlaginstrumente, Klavier und Orgel, nach "Die Schriftwerke", verdeutscht von Martin Buber, Musik von Wilfried Hiller (*1941), angelehnt an das Buch Hiob der Bibel.
Musikalische Leitung Arne Willimczik, Inszenierung Béatrice Lachaussée
Bühne Mara Lena Schönborn
Kostüme Christin Winkler
Licht Philipp Wiechert
Ijob - Alexander Fedin
Schauspielerin (Mutter) -Andrea Andonian
Vorleser - Stephan Rehm
Tänzer - Douglas Bateman
Klavier und Orgel - Michael Avery
Schlaginstrumente - Gürzenich-Orchester Köln und Gäste
Teil II
Gesang - Mariana Sadovska
Gesang - Dalia Schaechter, Oper Köln
Namen statt Zahlen
Wir hören immer nur die Zahlen der Menschen, die im Mittelmeer ertrunken sind. Doch hinter jedem Namen steht ein Gesicht, eine Geschichte, ein Mensch und auch seine trauernde Familie. Alle Namen, die wir an diesem Abend verlesen, sind ertrunkene Angehörige von Geflüchteten hier in Köln. Sie haben die Namen selbst unter ihren Leuten gesammelt.
Indem wir die Namen nennen, wollen wir auch ihre Seelen verabschieden. Es hat nie einen Abschied gegeben, sie sind einfach im Meer ertrunken, haben kein Grab und kein Begräbnis. Mit der Namensnennung geht es um Freigabe und Lösung. Sowohl für die Toten als auch für die Trauernden. Wenn man nichts macht, dann hängt das alles noch im Raum, es gibt keinen Abschluss.
Die Feier findet unter der Anwesenheit einiger Angehöriger statt, die unabhängig von ihrer Religion in der Lutherkirche trauern können. Trauer ist wichtig, weil ich sonst am Schmerz ersticke und an der Ohnmacht. Sie kann helfen, wieder frei zu werden und innere Blockaden aufzulösen. Das hilft auch den Verstorbenen. Die Toten haben eine Seele, und der wollen wir helfen, zur Ruhe zu kommen. Wir nennen den Namen, das Alter und die Herkunft. Das gibt eine Energie, die gut tut. Es wird eine Verbindung geknüpft, die eine eigene Wirksamkeit hat. - Die Ertrunkenen sind in Angst und Elend gestorben, deshalb ist es so wichtig, sie in Frieden gehen zu lassen. Wir wollen ihnen an diesem Abend Achtung erweisen und ihnen ihre Würde zurück zugeben.
Gleichzeitig ist die Nennung der Namen auch ein Schrei gegen das Unrecht, das im Mittelmeer geschieht. Daher auch der Hiob mit seiner Klage nach dem Warum.
Nach massiver Klage versteht Hiob endlich, erkennt und spürt die unendliche Weite Gottes, die ihm neuen Atem gibt, indem er sich ihm überlässt.
Es gibt Trauerfeiern, in denen die Zahlen der Ertrunkenen genannt werden, doch die Namensnennung ist wichtig, um in die Verbindlichkeit zu gehen, denn es geht um konkrete Menschen.
Im zweiten Teil wird Mariana Sadovska archaische Gesänge vortragen und Dalia Schaechter von der Oper Köln eine sardische Melodie: „Wenn das Meer aus Milch wäre mit Schiffchen aus Zimt...“
Text: Helga Fitzner nach einem Gespräch mit Pfarrer Hans Mörtter
Fotos: Helmut Hergarten
Aufführung "Ijob" der Oper Köln
Pfarrer Hans Mörtter bei der Begrüßung
Die ukrainische Sängerin Mariana Sadovska
Die Opernsängerin Dalia Schächter
Das Vortragen der 120 Namen, Christina Greve, Hans Mörtter, Stephan Rehm