Vernissage 20. Juli 2011
Ausstellung vom 21. Juli - 14. August 2011
Diese Ausstellung stellt die belastende Frage, wie können Kunst und Künstler die Wirklichkeit von Fukushima erkennen und teilen, wo Menschen ihre Luft, ihr Wasser, ihr Land, sogar ihr Leben verlieren.
Am 11. März 2011 haben ein Erdbeben und ein Tsunami die Tohoku-Region von Japan erschüttert.
Diese beiden Naturkatastrophen zählen zu den schwersten in der Geschichte des Landes. Sie haben eine nukleare Krise in Fukushima ausgelöst. Diese hat sich zu einem historisch einmaligen Desaster ausgeweitet, das allein vom Menschen gemacht ist.
Diese nukleare Katastrophe hat zahlreiche Tatsachen unserer menschlichen Existenz blitzhell beleuchtet, denen wir nun ins Auge sehen müssen, sei es in der Gesellschaft, sei es allein für uns selbst.
Japan hat seine eigene Opfergeschichte durch den Abwurf der Atombomben und die nachfolgende atomare Verstrahlung. Dies geschah im August 1945 in Hiroshima und Nagasaki, als Japan Aggressor im Zweiten Weltkrieg war; und ein drittes Mal, als bei den amerikanischen Wassestoffbombentests 1954 auf dem Bikini Atoll japanische Fischer nuklearem "Fall-out" ausgesetzt waren.
Wohin in der Welt führen uns diese Tragödien? Von woher kann die Kraft kommen, die uns befähigt, zu unserer Angst zu stehen, sie zu bewältigen und nach Wegen aus dieser Krise zu suchen? Als verletzliche menschliche Wesen sind wir alle gleich.
Es gibt ein Zitat von Katsuju Yoshida, einem Opfer von Nagasaki: »Der Kern des Friedens ist, den Schmerz des Anderen wahrzunehmen«. Er meint damit nicht den psychischen, sondern den mentalen Schmerz. Diese Wahrnehmung kann nicht von außen diktiert werden, sondern muss freiwillig von innen geschehen.
Auch Kenzaburo Oe, ein japanischer Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur, sagt: »Man hofft, daß der Unfall in der Fukushima-Anlage den Japanern den Weg frei macht, sich mit den Opfern von Hiroshima und Nagasaki neu zu verbinden, um die Gefahr zu erkennen, die von der Atomenergie ausgeht«.
»Es müsse ein Ende der Illusion herbeigeführt werden«, fährt der Autor fort, »dass Atomenergie ein wirkungsvoller Schutz sein könne vor wirtschaftlicher Stagnation und zivilisatorischem Rückschlag«. Viele Verwerfungen, die wir lange ignoriert haben, um unseren Lebensstandard zu sichern, zeigen sich jetzt in aller Deutlichkeit.
Gleichzeitig haben wir die schleichende Angst, dass wir uns langsam selbst ruinieren, wenn wir nicht schnell, individuell und gesellschaftlich reagieren - selbst dann, wenn das nur in bescheidenem Maß möglich wäre. Das bedeutet, dass wir daran arbeiten müssen, uns selbst zu stärken. Und zwar mit der Energie der Natur. Und mit aller Achtung, die wir vor ihr haben.
Die Tragödie in Fukushima hat viele Türen zu unterschiedlichen Zukunftsformen geöffnet. Die Künstler dieser Ausstellung zeigen in ihren Arbeiten den Willen, und hoffentlich gilt dies mehr und mehr auch für andere Menschen, jetzt und künftig diese Türen zu durchschreiten und Zukunftsmodelle zu erproben: mit Kompassion und Menschenenergie, um leben zu können.
Diese Erklärung wurde geschrieben von einigen Teilnehmern der berliner Ausstellung »Lost worlds - Making worlds«, die vom 20. Mai bis 16. Juli 2011 von der Galerie Murata & Friends organisiert und gezeigt wurde, wovon wesentliche Teile jetzt im Turm der Lutherkirche in Köln zu sehen sind.
Text:
Yishay Garbasz, Nikola Lutz, Hiroyo Kaneko, Aisuke Kondo, Markus Shimizu, Mamoru Tsukada
Wir bedanken uns bei den kölner Künstlern Barbara Maria Althoff, Rochus Aust, Ingrid Bahß, Doris Frohnapfel, Dorothee Joachim, Kathrin Rabenort, Karin Schlechter, Thomas Steffens und Irene Vigener, die bereit waren, mit uns die kölner Ausstellung »Fukushima - Opening Doors with Compassion« im Turm der Lutherkirche zu gestalten.