Unfassbar 03-03-09

Kevin und Khalil sind tot

Wir denken an sie, beten für sie und ihre Familien mit ganzem Herzen.
Gut acht Tage und Nächte hat unsere Feuerwehr nach ihnen gesucht. Mutig und unermüdlich. Gegen alle Hoffnung mit Hoffnung. Und wenn am Ende auch nur übrig blieb, den beiden toten jungen Männern ihre Ehre und Würde zu geben, indem sie behutsam geborgen wurden.

Das mehr als tausendjährige Gedächtnis unserer Stadt liegt unter den Trümmern. Zeugnis unserer Geschichte und damit auch unserer Identität.

Ohnmächtig, hilflos stehen wir da und sind gleichzeitig wütend. Dazu das nachhaltige Entsetzen, was wäre gewesen, wenn ….? Manche würden am liebsten noch heute Schuldige benennen können und an den Pranger stellen. Verantwortliche gibt es immer. Aber ob sie auch schuldig sind?
Schuldig heißt, jemand hat böswillig oder verantwortungslos gehandelt.
Was ist, wenn alle versucht haben, ihr Bestes zu tun und davon überzeugt waren? Leicht ist es im Nachhinein zu sagen, das hätte alles ganz anders gemacht werden müssen. Plötzlich gibt es unsäglich viele „Experten“, die alles schon gewusst haben und es besser wissen.

Aber das hilft uns nicht weiter! Fragen müssen wir nach der oder den Ursachen, damit solch eine Katastrophe nie wieder geschehen wird. Auch nach den Zusammenhängen, die sie ausgelöst haben.

Klar ist, dass sich der Vorstand der KVB an unseren Feuerwehrleuten ein
Beispiel nehmen muss und das den Menschen der ganzen Stadt schuldig ist. Ebenso mutig und unermüdlich zu fragen und aufzuklären und dafür auch einzustehen, ohne sich kleinmütig schweigend hinter einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren zu verstecken.

Aus jeder Trauerarbeit entsteht Neues. Dass wir lernen, einander aufrecht in die Augen zu sehen und wieder beginnen, miteinander und gemeinsam unser Stadt Bestes zu suchen und zu finden. Das ist die kostbare Identität unserer Stadt: unser Menschsein, unser Einstehen füreinander, das gerade jetzt so spürbar ist.

Unsere Trauer ausdrücken, ihr Raum geben und gleichzeitig unsere gemeinsame Kraft und Stärke spüren, das ist nötig. Daher haben wir uns dem Schweigemarsch am 17. März 2009 um 18.30 Uhr organisatorisch mit angeschlossen, dem danach eine Dankeskundgebung an die Helfer*innen und Rettungskräfte folgen wird.

„Raus hier!“ riefen die rettenden Bauarbeiter, denen wir nicht genug danken können. Ja, raus hier, aus unserer Ohnmacht, hinein in eine neue gemeinsame Verantwortung für unsere Stadt.

Köln, 12.03.2009     Hans Mörtter, Pfarrer