Dem Feuer übergeben

Ritual zum Abschluss des alten und Beginn des neuen Jahres



Jahresschlussritual mit Freiwerdungsscheinen, Foto: Helga Fitzner

Zum Jahresende nehmen wir uns einfach Zeit, so wie bei den Unterbrechungen, dem Salbungsgottesdienst und zwischendurch: Zeit still stehen lassen. Es gibt die Gelegenheit, Zettel zu beschreiben. Auf einen weißen Zettel schreibt jede:r, was er/sie von diesem Jahr alles hinter sich lassen möchte. Das will ich nicht mit ins Neue Jahr nehmen. Das ist abgeschlossen. Das liegt hinter mir. Ist vorbei. – Es ist immer wieder erstaunlich, in welch kurzer Zeit Menschen da sehr Tiefgehendes drauf schreiben. Auf einen zweiten, bunten Zettel schreibt jede/r dann auf, was er/sie sich für das Neue Jahr wünscht.

Die beschriebenen weißen Zettel mit dem, was ich hinter mir lassen will, werden eingesammelt und dann verteilt. Am Taufbecken brennt die Osterkerze. Alle gehen am Taufbecken vorbei, jede:r zieht sich einen Zettel heraus und verbrennt für jemand anders das Papier. Das könnte zwar jede:r selber machen, aber es ist gut, wenn mir ein anderer auch Last abnimmt. Das hilft dabei, zurückzulassen. Das mit einem feuerfesten Aufsatz geschützte Taufbecken und die Osterkerze dienen dabei als besonderer Ort, als Lebensort, dem Neuwerden, neuer Lebensmöglichkeiten.

Am Ende des Gottesdienstes zieht sich jede/r einen von den bunten Zetteln, das heißt, er/sie geht mit dem Wunsch eines anderen Menschen nach Hause. Er/sie behütet diesen Wunsch das Jahr über für einen Unbekannten. Ich brauche nicht alles selber zu tun. Es wird auch für mich getan. Da denkt jemand an diesen Wunsch für mich in diesem Jahr, damit er Wirklichkeit wird. So wird eine gebetsartige Wirkmächtigkeit freigesetzt.

Natürlich spielt die Musik unter Leitung unseres Kantors Thomas Frerichs und die besondere kostbare Atmosphäre in diesem ganz eigenen Gottesdienst eine große Rolle, der dann mit dem gemeinsamen Abendmahl und dem Segen seinen Abschluss findet.