Gießen der neuen Glocken

Am 26. September 2014 in Maria Laach

Es geschah bei einer Routineüberprüfung, als festgestellt wurde, dass unser Glockenstuhl marode war und erneuert werden musste. Zu Pfarrer Hans Mörtters Verwunderung zeigte sich, dass der Stuhl für sechs Glocken ausgelegt ist, anstatt für die vorhandenen drei. Seine Recherchen ergaben, dass die ursprünglichen Bronzeglocken der 1906 erbauten Lutherkirche während des Ersten Weltkriegs eingeschmolzen und zu Kriegsmaterial verarbeitet worden waren. Auch wenn es danach drei neue Stahlglocken gab, die den Zweiten Weltkrieg überstanden und heute noch läuten, wollte Pfarrer Hans Mörtter ein Zeichen setzen. In Zeiten von vielen Kriegs- und Krisenherden in der Welt und mitten in die Diskussionen um Waffenlieferungen will er nun nicht mehr nur mit drei, sondern mit sechs Glocken in wieder hergestellter Ganzheit für den Frieden läuten.

Bruder Michael Reuter, der Glockengießer der Benediktinerabtei Maria Laach, hat sich gründlich überlegt, was für Glocken er für uns gießen will. Wir bekommen das gleiche Glockenprofil wie Maria Laach selbst. „Das ist eine Konstruktion aus Nordfrankreich, die über das Elsaß zu uns gekommen ist und einen warm klingenden Ton hat“, erklärt er. „Glockengießen ist ein optisch sehr grob wirkendes Handwerk, aber es kommt gerade auf die Feinheiten und exakte Berechnung an. Das Wichtigste beim Glockengießen ist die Präzision, da muss eine Hand in die andere gehen. Mich fasziniert das Zusammenspiel von Mathematik, Musik und Handwerk, obwohl es durchaus ein Kampf ist, das miteinander in Einklang zu bringen. Doch für mich lohnt es sich immer wieder: Glocken erreichen Ebenen in uns, die mit anderen Instrumenten nicht zu erreichen sind.“

Text und einige Fotos: Helga Fitzner
Fotos des Glockengießens: Stefan Schmiedel

Stefan Schmiedels Foto-Impressionen

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